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LINE: 354 -> E_NOTICE Dr. Olaf Gießner
Die 10. Kalenderwoche 2009 - Das Feindbild Arzt
 
Die gierigen, pfuschenden Abrechnungsbetrüger
Nachdem uns die Machthaber durch die Medien Ende 2008 erklärten, dass die Erhöhung der Krankenkassenbeiträge dem Zuschuss von 3 Mrd. Euro für "Die Ärzte" geschuldet ist, folgte eine relative Ruhe an der Propagandafront. Es war die Ruhe vor dem Sturm.

Am Samstag, den 28.02.2009 eröffnete die journalistische Infanterie auf breiter Front die Schlacht gegen "Die Ärzte". Im Videotext wurde auf fast allen Kanälen angegriffen. "Die Ärzte" behandeln in ihren Praxen Kassenpatienten nur gegen Vorkasse wurde getitelt. Da sind sie wieder, die Halbwahrheiten, die bewusst platziert, propagandistisch ihr Ziel nicht verfehlen. Es mag sein, dass aus tiefer Frustration über ein zum wiederholten Mal verändertes Honorarverteilungssystem, niedergelassene Ärztinnen und Ärzte von gesetzlich versicherten Patienten eine Zuzahlung verlangen. Eine Vorkasse im eigentlichen Sinn des Wortes ist das nicht. Lediglich ein hilfloser und ungeschickter Versuch die erbrachte Behandlung nicht in Unterdeckung zu leisten. Eher ein call for help als ein bewusstes Abkassieren. Es dürfte wohl jedem Menschen in unserer Gesellschaft einleuchten, dass zum Beispiel ein Orthopäde in Sachsen für 24,00 € Umsatz im Quartal keinen Patienten behandeln kann. Denn von den 3 Mrd. Euro für "Die Ärzte" kommen nur 1,5 Mrd. Euro an und die werden so verteilt, dass die Fachärzte zum wiederholten Mal um den Lohn ihrer Arbeit betrogen werden.

Der Infanterie folgte am Montag, den 02.03.2009 die Garde. Die Kronjuwelen des öffentlich rechtlichen Fernsehens - "Report" aus München. Die schwere Artillerie, der investigative Journalismus, feuerte aus allen Rohren. Berichtet wurde, wie sich "Die Ärzte" erdreisten können, aus Sicht der Journaille fachfremde Leistungen für Geld anzubieten. Das verwundert sehr. Vor zirka 10 Jahren wetterten die Medien, dass die Ärzte nicht selbstverliebt ihrem Beruf nachgehen können, sondern auch Unternehmer sind. Ein Zahnarzt ist wohl in der Lage, fachgerecht einen Naevus zu entfernen und ein Augenarzt kann "Botox" spritzen, wenn es seine Patienten verlangen. Beide müssen in ihrer Praxis auch Notfälle behandeln können. Da werden sie schnell mal Intensivmediziner und Notärzte. Beide haben es in ihrer Ausbildung gelernt. Die Berufsordnung erlaubt beides. Die Betriebswirtschaft verlangt das Schließen der Wertschöpfungskette. Da ist es für die Menschen in unserem Land ein wesentlich höheres Gesundheitsrisiko, wenn eine Sonderschullehrerin Gesundheitsministerin wird und Gesetze erlässt, die die Krankenhauskonzerne und Krankenkassen diktieren. Das ist wohl nicht fachfremd?

Aber schauen wir weiter. Wie immer in solchen Berichten folgte die Ethikkeule, die jede sachliche Argumentation beendet. Diesmal durfte Parteifreundin Dr. Katrin Grüber vom Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft vehement den willenlosen Leistungserbringer und Gutmenschen fordern. Ein Lehramtstudium der Fächer Biologie und Chemie, sowie eine Anstellung beim Stadtreinigungsamt Stuttgart reichen als Qualifikation im öffentlich-rechtlichen Fernsehen aus um die Arbeit von Ärztinnen und Ärzten aus Sicht der Ethik zu bewerten. Das ist wohl nicht fachfremd. Da lasse ich mir lieber vom Zahnarzt eine Herztransplantation machen.

An dieser Stelle kam bei früheren Berichten und denen befreundeter Magazine immer ein Interview mit Genossin Ulla Schmidt und Genossen Karl Lauterbach. Vermisst habe ich es nicht. Offensichtlich haben die Medien- und Imagebarater beider Spitzenpolitiker realisiert das beide medial abgewirtschaftet sind. Die ewige Leier von Transparenz, Qualität der Leistungserbringer, Chronikerprogramm, Umverteilung im System und ähnliches Palaver, diese offensichtlichen Lügen, will doch keiner mehr hören. Aber Hut ab meine Damen und Herren Medien- und Imageberater. Da wurde doch unsere Ulla als gute Tante mit neuer Brille und neuer jugendlicher Frisur mal eben nebenbei an einem anderen Sendeplatz eingespielt. Gute Tante - böses Spiel! Und die gute Tante sagte mit majestätischer Anmut, dass die geringe Verwerfung durch die allseits beliebte innerärztliche Umverteilung ausgeglichen wird. Alles wird gut! Karlchen hingegen erschien diesmal gar nicht auf dem Schirm.

Sehr geehrte Damen und Herren der "Report"-Redaktion: Das ist doch nicht ein Beitrag intelligenter, unabhängig denkender Menschen. Das war doch bestellt.

Die Woche verging. Ebenso die schreibende Zunft, regional und überregional, nahm sich des Themas an. Wenig originell. Immer dasselbe Strickmuster: "Die Ärzte" jammern auf hohen Niveau, Vorkasse-Forderungen werden geahndet, Politik regelt Vergütung durch Umverteilung neu etc. Nichts Neues im Westen und Osten.

Am 05.03.2009 schickte der MDR zur nachmittäglichen Sendezeit noch den" Sachsenspiegel", Reportage, in die Schlacht: "Schicksal oder Pfusch? Wenn Ärzte Fehler machen."

Wenn ich mich recht entsinne wurde der Beitrag schon einmal ausgestrahlt. Aber in dieser Festwoche der Hetze gegen "Die Ärzte" müssen auch Reserven mobilisiert werden.

Es ist unumstritten, dass Ärztinnen und Ärzte auch Fehler machen und oftmals nicht richtig damit umgehen. Aber dieser Beitrag vermischt Begrifflichkeiten: Kunstfehler, Sorgfaltspflicht, Risiko, Nebenwirkung, Aufklärung, Unzufriedenheit der Patienten und subjektive Eindrücke werden in der Berichterstattung nicht in ihrer Bedeutung dargestellt und sauber von einander getrennt. So entstehen Halbwahrheiten die bei den Zuschauern falsche Schlussfolgerungen hinterlassen. Schade! Der Anfang des Beitrages war nicht schlecht. Leider wurde aber das "Feindbild Arzt", die "pfuschenden Abrechnungsbetrüger", wieder prima in Szene gesetzt.

Somit neigte sich die Woche dem Ende zu. Allerdings meldete sich am 08.03.2009 noch Anne Will, die Chefpropagandistin des Staatsfernsehens, in ihrer Sendung zu Wort. Inmitten einer illustren Runde wurde die Agitationswoche beendet. Auch hier wieder dieselbe Inszenierung.

Am Anfang steht die Betroffene. Eine Frau mittleren Alters mit "Armschmerzen". Nicht in die Gesprächsrunde integriert. Nur missbraucht. Dem Prolog folgten abgedroschene Phrasen einer sozialdemokratischen parlamentarischen Staatssekretärin, die in unsagbarer Nibelungentreue ihre Chefin verteidigte. Neben ihr Herr Markus Söder. Der neue Gesundheitsminister in Bayern. Der einzige in dieser Runde, der in der Lage war, die verfehlte Gesundheitspolitik klug und kurz zu erklären. Den Spitzenpolitikern gegenüber saß ein tolles Trio: Herr Dr. Andreas Köhler (KBV-Vorsitzender - erfolglos), Herr Prof. Werner Mang (plastischer Chirurg und Unternehmer - sehr erfolgreich), und Herr Dr. Werner Bartens (Buchautor - sehr erfolgreich und Arzt außer Dienst / Verantwortung - somit erfolgreich). Herr Dr. Köhler, alles andere als fotogen und den Medienprofis gnadenlos unterlegen, brachte nuschelnd das Problem auf den Punkt: Einer unendlichen Leistungsabforderung durch die gesetzlichen Krankenkassen stehen begrenzte Mittel zur Verfügung. Die Moderatorin ging vorsichtshalber, bewusst, befohlen oder in Unkenntnis, gar nicht darauf ein. Ebenso auf die nicht gleichberechtigte Verhandlungsposition der KBV gegenüber gesetzlichen Krankenkassen und Politik. Herr Prof. Mang, der von der GKV soweit entfernt ist, wie die Erde von der Sonne wetterte gegen die Kassenärztliche Vereinigung. Sicherlich ist die KV nicht beliebt. Dennoch ist es der KV, hier sitzen Vertreter der Krankenkassen und niedergelassener Ärzte an einem Tisch, gelungen, in den letzten Jahrzehnten die ambulante Medizin am Laufen zu halten. Außerdem ist sie als Körperschaft eine Organisation, mit der die Politiker reden müssen. Bei Einzelverträgen wird der Kassenwillkür Tür und Tor geöffnet. Versuchen Sie doch einmal mit einem Energiekonzern über den Strompreis Ihrer Wohnung zu verhandeln!

Herr Dr. Bartens schwafelte von "sprechender Medizin". Leider lassen sich Winkelplatten, Endoprothesen und Herzklappen nicht in menschliche Körper hineindenken. Da sollte man schon mal Hand anlegen. Es geht schneller.

Ach ja. Beinahe hätte ich die Verbraucherzentrale vergessen. Da war ja auch wieder einer dabei. Sein Beitrag bewerte ich als: "nichts". Herr Dr. Köhler ist kein Gewerkschaftsbonze und die Verhandlungen zur Honorarreform waren keine Tarifverhandlungen. Thema verfehlt.

Dann durfte noch ein Leistungserbringer, ein Internist, reden. Sein Beitrag war kurz und klug. Kam aber weder bei der Moderatorin noch beim Publikum inhaltlich an.

Zwischen einer Diskussion, bei der alle aneinander vorbeiredeten, warf man ein Blick nach draußen. Vom Mangel lässt sich am besten durch Schaffung eines Feindbildes und professioneller Propaganda ablenken.

1. Akt - Das Feindbild
Da befragte ein, ich nehme an Journalist, mit einem Schild in der Hand Passanten, ob "Die Ärzte" mit 120.000 Gehalt, und er sprach von Gehalt, pro Jahr nicht zufrieden sein müssen. Logisch. Jeder Passant empörte sich drüber. Ich auch. Denn der Betrag von 120.000 ist nicht das Gehalt der Kassenärzte, sondern der durchschnittliche Umsatz pro Jahr für die Behandlung gesetzlich versicherter Patienten. Hinter dieser Zahl verbirgt sich aber auch die Leistung von mitunter 8000 behandelten Patienten pro Jahr und eine 60- bis 80- Stunden-Woche. Das Bruttogehalt jedoch entsteht, wenn man von 120.000 noch die Praxiskosten pro Jahr abzieht, also Miete, Personalkosten, Verbrauchsmaterialien etc. Hier wurde bewusst falsch informiert! Pfui!

2. Akt - Die Agitation und Propaganda
Die Einspielung der nach Honorarreform und Gesundheitssystemmodernisierungsgesetz nun glücksseligen Land-Hausärztin Dr. Sabine Meinhold aus der Uckermark diskreditiert die Redaktion endgültig. Das war ein Rohrkrepierer und weit mehr als ein Kollateralschaden. Das war "Aktuelle Kamera" und "Schwarzer Kanal" pur. Gab es in der DDR zu wenig Konsumgüter, und es gab immer zu wenige Konsumgüter, berichteten Genossin Angelika Unterlauf und Genosse Karl-Eduard von Schnitzler vom heldenhaften Kampf gestandener sozialistischen Persönlichkeiten bei der Überproduktion sozialistischer Konsumgüter. Doppel-Pfui!

Sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion: Warum macht Ihr so einen Quatsch? Wer sind Eure Auftraggeber?
Beendet wurde das Spektakel mit dem substantiellsten Beitrag des Abends zum Gesundheitswesen in Deutschland. Man muss einen kennen. Frau Anne Will kennt einen Internisten, der sich um den "Armschmerz" der Betroffenen kümmert. Ich würde zum Orthopäden gehen.


Dr. Olaf Gießner
Facharzt für Anästhesie / Notfallmedizin
Leipzig
praxis@docgiessner.de
 
>>Bayrischer Staatsminister für Umwelt und Gesundheit
Datum: 28.07.2009 von GFischer